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Aktuelles aus dem VGL

Ernste Thematik authentisch erzählt!

Am 20. Februar 2019 durften die zehnte und zwölfte Jahrgangsstufe des VGL an einem Vortrag zum Thema Propaganda während der NS-Zeit mit besonderem Hinblick auf die Auswirkungen und Bedeutung von Filmen teilnehmen. Hierfür war Herr Horst Walther, ein Filmwissenschaftler aus Wiesbaden, angereist.

Zunächst erzählte Herr Walther uns Grundlegendes bezüglich solcher Propagandafilme. Auch heute gibt es in Deutschland sogenannte „Vorbehaltsfilme”, die in Filmarchiven (wie z.B. der Friedrich Wilhelm Murnau-Stiftung in Wiesbaden) aufbewahrt werden und nur zu Informationszwecken sowie mit erläuternder Begleitung durch einen Experten auf solchen Seminaren aufgeführt werden dürfen. Gerade Propagandafilme werden häufig als „gefährdend” eingestuft, da sie manipulativ sind und die emotionale Ebene ansprechen. Dies wurde uns auch bei dem gezeigten Film deutlich. „Jud Süß” von Veit Harlan, aus dem Jahre 1940, zeigt auf subtile aber eindringliche Art rassistische, diskriminierende Vorurteile, verpackt in einem unterhaltsamen, auf vermeintlich historischen Ereignissen basierenden Film.

„Der Jude”, so wird in dem Film über den Protagonisten gesprochen und genauso wird er am Ende auch zum Tode verurteilt, da er mit seinen Machenschaften ein ganzes Herzogtum fast in den Ruin treibt. Im Film als Täter und zurecht Verurteilter dargestellt, entspricht die Rolle des Joseph Süß Oppenheimer in Wahrheit eher einem Sündenbock, der für die Fehltritte des Herzogs verantwortlich gemacht wurde. Dennoch haben wir uns bei der Nachbesprechung selbst dabei ertappt, dass sich die Hinrichtung nach Genugtuung und Gerechtigkeit anfühlt. Genau diese Wirkung sollte zur NS-Zeit erreicht werden. Gründe hierfür finden sich auch in der Filmsprache (also zum Beispiel Kameraeinstellung, Musik und Zeitraffungen), der guten Machart des Filmes und der hervorragenden schauspielerischen Leistung. Und genau hierin sieht Herr Walther die Tücken und hält es deswegen für so wichtig, diese Filme zu analysieren und zu besprechen. Nur so kann man eine Umkehr der Realität und eine dementsprechende radikale Ansicht vermeiden. Für ihn sind auch die geschichtlichen Umstände von Bedeutung, da NS-Größen wie Göbbels diese Art von Filmen in Auftrag gaben, um eine Akzeptanz für den Massenmord an den Juden zu gewinnen. Hierbei spielt auch die Reichweite und das Alleinstellungsmerkmal der Kinos dieser Zeit eine Rolle (20 Millionen Menschen sahen den Film im Kino, zum Vergleich: heutige Filme haben meist eine maximale Besucherzahl von ca. zwei Millionen). Für uns Schüler war es besonders beeindruckend, wie ca. eineinhalb Stunden einen solchen Einfluss auf die Wahrnehmung einer Religion/Personengruppe nehmen können und welche Gefahren damit verbunden sind.

Es kann zu einer Generalisierung, einer Aufhebung von Moral und Hass führen. Genau deswegen halten wir solche Veranstaltungen für wichtig, sie bilden und machen es vielleicht nachvollziehbarer, von welchen Einflüssen die Menschen dieser Zeit geprägt waren und wieso sie vielleicht so handelten, wie sie es taten. Abschließend gilt ein großes Dankeschön Herrn Walther, der uns sehr authentisch aber professionell an die Thematik heranführte und uns den Rat mit auf den Weg gab, auch heutige Formen von Propaganda kritisch zu hinterfragen (unser Mittel ist unser Verstand und wir sollen es nutzen). Ein Dank ist auch an Herrn Pick auszusprechen, da dieser die Organisation der Veranstaltung in der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein übernahm und dieses prägende Erlebnis überhaupt erst möglich machte.