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Aktuelles aus dem VGL

Neue Tradition, die kritisches Hinterfragen fordert und fördert

Nach der überwiegend positiven Resonanz auf die Veranstaltung im letzten Jahr, fand auch in diesem Jahr am 05.02.2020 erneut ein Vortrag zum Thema NS-Propaganda mit besonderer Gewichtung im Hinblick auf die Rubrik ,,Film“ statt.

Im Vorfeld wurde beschlossen, dass dieses Angebot in erster Linie den Oberstufenschülern der MSS 12 und MSS 13 zur Verfügung steht, um der geschichtlichen Bedeutsamkeit gerecht zu werden, die eine entsprechend ausführliche Bearbeitung der Thematik im Unterricht voraussetzt. Durch die Veranstaltung, den Film und die Nachbesprechung wurden wir von Herrn Arndt Klingelhöfer geführt. Nachdem er sich selbst und auch die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung sowie das Institut für Kino- und Filmforschung vorgestellt hatte, gab er uns einen groben Überblick über den Ablauf.

Der Film trägt den Titel ,,Kolberg". Er entstand zwischen 1943 und 1944 und war unter anderem wegen der großen Menschenmassen und den dementsprechend hohen Produktionskosten der teuerste und letzte Propagandafilm der Nationalsozialisten. Ebenso wie ,,Jud Süß", führte auch hier Veit Harlan Regie und ebenso wie in ,,Jud Süß" bezieht man sich auch hier auf vermeintliche historische Begebenheiten. Konkret handelt der Film von der Belagerung von Kolberg im Jahr 1807. Er beginnt mit Eindrücken aus dem Jahr 1813, woraufhin eine Rückblende folgt, die die Ereignisse ab 1806 schildert. Kolberg wird von Napoleons französischen Truppen belagert und soll zur Kapitulation gezwungen werden. Nach einigen Konflikten innerhalb der Bevölkerung Kolbergs, bilden die Einwohner letztendlich eine Art Bürgerwehr zur Verteidigung ihrer Heimatstadt. Mit dieser sind sie in dem Kampf erfolgreich und können sich, trotz der eigentlich aussichtslosen Situation, gegen die beachtliche Überzahl der Franzosen behaupten. Diesen Sieg, der offensichtlich unterlegenen Kolberger, wird im Jahr 1813 als Beispiel für die Effektivität einer Bürgerwehr gewertet und dient als überzeugendes Argument für König Wilhelm Ⅲ. von Preußen nicht nur Soldaten, sondern eben auch ,,das einfache Volk" mit Waffen auszustatten, um Napoleon endgültig zu besiegen.

Die Intention der Nazis war in erster Linie, die Kampfbereitschaft und den Kriegswillen im Volk zu stärken. Es sollte gezeigt werden, dass das Volk, sofern es sich gegen "den Feind" zusammenschließt, jede Schlacht und jeden Kampf gewinnen kann. So lautete der Auftrag von Goebbels an Harlan. Hierbei ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass der Film zu einer Zeit im Zweiten Weltkrieg entstand, in der die Deutschen mit vielen Niederlagen konfrontiert wurden. Auf Grund der aufwändigen (es wurden sogar circa 1000 Soldaten von der Front abgezogen, um als Statisten im Film aufzutreten) und der dementsprechend langen Produktion wurde er jedoch erst kurz vor dem Ende des Krieges veröffentlicht.

Dieser Aspekt und viele weitere, hinsichtlich der Absicht der Nazis, wurden uns von Herrn Klingelhöfer näher erläutert. Um uns für Propaganda zu sensibilisieren, zog er einen Vergleich zwischen der tatsächlichen historischen Belagerung und der im Film dargestellten, mit ernüchterndem Ergebnis: die gezeigten Szenen stellen die Tatsachen völlig überspitzt und weit entfernt von der Realität dar. Dennoch bemerkten auch wir, dass man mit den handelnden Personen mitfühlt und sie und ihr Vorgehen versteht. Ein Teil der Ziele der Nazis ist damit bereits erfüllt.Für uns und aus heutiger Sicht sind die Geschehen wie der Kriegsfall und damit verbunden der Heimatverlust zwar nur schwer vorstellbar, für die Bevölkerung unter der Nazi-Diktatur bedeutete dies jedoch trauriger Alltag und sie konnten durch den Film vielleicht ein letztes Mal Hoffnung und Antrieb schöpfen, um in den Krieg zu ziehen.

In der Nachbesprechung haben wir weiterhin über Helden des Filmes und dessen Wirkung auf uns als Betrachter diskutiert. Herr Klingelhöfer und der von ihm aufgearbeitete Film, zeigte uns eindrucksvoll, wie die Nazis die Bevölkerung manipulierten und das gesellschaftliche Gedankengut ihren Überzeugungen nach zu formen versuchten.
Nach dem ersten Seminar im letzten Jahr und dem ebenfalls erfolgreichen in diesem Jahr, hoffen wir, dass sich hieraus eine Tradition entwickelt, die es auch den künftigen OberstufenschülerInnen ermöglicht, Nazi-Propaganda und auch aktuelle Beeinflussung auf einer neuen Ebene kennenzulernen und kritisch zu hinterfragen.

In diesem Zusammenhang gilt abschließend auch nochmals ein großer Dank Herrn Klingelhöfer und Herrn Pick, der den Vormittag organisierte und somit ermöglichte.