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Aktuelles aus dem VGL

Vergessener Kämpfer für die Demokratie

Dr. Christopher Dowe vom „Haus der Geschichte“ in Stuttgart referierte am Veldenz-Gymnasium im Rahmen des Projektes „100 Köpfe der Demokratie“ über den Politiker Matthias Erzberger.

Kaum jemand kann etwas mit dem Namen des Politikers Matthias Erzberger anfangen, der 1921 einem antisemitischen und rechtsradikalen Attentat zum Opfer fiel. In einem äußerst interessanten Vortrag vor der 12. Jahrgangsstufe des Gymnasiums legte Herr Dr. Dowe dar, warum er noch heute als demokratisches Vorbild angesehen werden kann. Dies wurde an mehreren Aspekten verdeutlicht: So warb Erzberger bereits im Kaiserreich dafür, dass die Bürger Interessen politisch vertreten und sich aktiv im Staat engagieren sollten. Zudem forderte er Kontrollrechte des Parlamentes gegenüber Kaiser und Regierung – zur damaligen Zeit des Obrigkeitsstaates unerhörte Forderungen. Als Erzberger die Aussichtslosigkeit des Ersten Weltkrieges erkannte, war er der führende Kopf, der entgegen der weit verbreiteten unkritischen Kriegsbegeisterung vieler Deutscher einen Verständigungsfrieden einforderte. So verwundert es auch nicht, dass er als Leiter der deutschen Delegation 1918 den Waffenstillstand unterzeichnete und für die Annahme des Versailler Vertrages plädierte. Dafür wurde er von republikfeindlichen Kräften als „Vaterlandsverräter“ angesehen und öffentlich diffamiert. Als Erzberger danach als Finanzminister durch eine umsichtige Politik Deutschland zu einem Wohlfahrtsstaat umbauen wollte, missfiel auch dies vielen antidemokratischen Gruppierungen. Verbale Hetze in den Medien und Attentatsversuche waren die Folge, die schließlich in die Ermordung Erzbergers einmündeten.

Besonders die aktuellen Bezüge zur gegenwärtigen Situation sorgten für angeregte Diskussionen zwischen den Jugendlichen und dem Referenten. „Was politische Hetze letztlich bewirken kann, wird einem sehr deutlich gemacht,“ so ein Schüler nach der Veranstaltung. Auch die Parallelen zu dem Attentat rechtsradikaler Kreise auf den Politiker Walter Lübcke zeige, so eine andere Schülerin, dass viele nichts aus der Geschichte gelernt hätten.

Insofern konnte der gelungene Vortrag von Herrn Dr. Dowe zeigen, wie wichtig es ist, sich im Alltag für demokratische Umgangsformen und bewusst gegen verbale Hetzkampagnen einzusetzen.